
Als wir Kuala Lumpur verlassen sind wir müde, geschafft, etwas angeschlagen. Zehn Wochen sind wir unterwegs gewesen. Afrikanisches Inselleben und wunderschöne Strände, überwältigende Safarierlebnisse, aufwühlendes Erdbebengebiet, bewegendes NGO-Projekt, chaotische afrikanische Großstadt, indische Geschmacksexplosionen, grenzwertige Zugfahrten und ereignisreiche Ayurveda-Kur. Ne ganze Menge gesehen, gehört, geschmeckt. In den Reiseforen und Weltreisebüchern steht ja viel über Budgets, Packlisten und Kreditkarten, aber was ist eigentlich, wenn man auf einer Weltreise mal verschnaufen will? Wenn auf einmal Sehnsucht nach einem Ort entsteht, der einem ein wenig das Gefühl geben soll, zu Hause zu sein? Wenn keine Lust auf Abenteuer oder Entdeckungstouren da ist? Wenn man seinen Rucksack mal komplett ausräumen will und ihn nicht schon wieder nach drei Tagen zusammenschnüren muss? Ja, was ist dann eigentlich? Können wir uns eingestehen, dass das Reisen auch ganz schön anstrengend ist, beim Versuch tagtäglich den Menschen, Ländern und Kulturen näher zu kommen? Wenn wir Nächte in Zügen oder Flugzeugen verbringen, weil die Zeit dann praktisch genutzt wird und es so viel günstiger ist?
Da sind wir nun auf der Reise unseres Lebens und dann pirscht sich plötzlich so ein Gefühl an, das man erst gar nicht wahrhaben möchte. Es sagt einem, hey, das war ne ganz schöne Menge zuletzt. Wie schauts aus mit einer Pause? Vielleicht gibt es an dieser Stelle auch Reisende, die sich innerlich mit dem Finger an die Stirn tippen, weil ihr eigener Anspruch jedes Zurückweichen als Blöße interpretiert. Doch wir merken, ja, innehalten, da geht der Weg lang. Denn auch der Körper sendet Signale. Ein Durchfall da, ein Wehwehchen dort. Wir spüren, ja, eigentlich wäre es schön, jetzt einen Break zu haben, die Reise durch Länder mit einer Reise ins Innere zu ergänzen. Doch diese Stimme tief drinnen, die ist stark und die kann tönen. Die sagt so Sachen wie: „Hab dich nicht so. Du kannst doch jetzt nicht schlapp machen. Dieses Land, jene Stadt, du wirst sie vielleicht nie wieder sehen können. Komm schon, du kannst dich immer noch in Deutschland ausruhen.“ Ruhe im Karton. Aber dann ist da noch ein Stimmchen: „Na und“, meint die und bekommt immer mehr Gewicht…
Genau. Na und. Wer hat denn gesagt, dass man auch auf einer solchen Reise, über die wir uns noch immer jeden Morgen freuen, nicht mal müde sein kann, an Grenzen stößt, die man vorher nicht gekannt hat? In Kuala Lumpur merkten wir: Es ist erst einmal genug mit den Erlebnissen. Der Gedanke an einen festen, sicheren und schönen Ort erfüllt uns mit Wärme. Ging es zehn Wochen viel um Sehen, Hören, Riechen, Schmecken und zwischenmenschliche Begegnungen, soll nun das Spüren noch mehr Tiefe erfahren. Ein Boxenstopp, der das Erlebte setzen lassen soll und uns noch näher zu uns selbst führt. Wir wollen uns intensiver all unseren Fragen widmen. Was haben wir gesehen, erlebt? Aber viel wichtiger: Was hat es mit uns gemacht? Und was nehmen wir davon mit für unseren Alltag in Deutschland? Drei Wochen Seelenmassage.
In Bali glauben wir den richtigen Ort dafür zu finden. Nach den ersten Tagen waren wir noch skeptisch. Die Insel wirkte zu touristisch. Doch dann, nur ein paar Minuten entfernt von der pulsierenden Kleinstadt Ubud in der Inselmitte, da fanden wir sie, unsere Zuflucht. Eine kleine Gartenvilla mit offener Küche und Wohn-/Essbereich, tropischem Garten und schönem Pool. Sie gehört Lynn, einer Amerikanerin, die ihr Haus gegenüber hat. Wir verfuhren uns und standen plötzlich in ihrem Paradies. Nina bekam Gänsehaut, Tränen stiegen auf und sie wisperte: „Hier will ich bleiben.“ Auch ich fand es bezaubernd. Es hatte was Spirituelles, wie dieser Platz auf uns wirkte. Die Energie floss zwischen uns und Lynn, einer Expertin für Meditations- und Energiearbeit. Und obwohl andere Gäste eine Reservierung hatten, das Haus ursprünglich unbezahlbar für uns war, zogen wir zwei Tage später ein. Die angekündigten Gäste waren umquartiert und Lynn gab uns das Häuschen für die Hälfte. Es sollte wohl so sein.
Seitdem tun wir nicht viel. Wir ordnen uns, genießen die Erholung und den Umstand erst einmal nichts planen zu müssen. Jeden Morgen Yoga, ein Sprung in den Pool, herrliche Kochsessions mit allerlei exotischen Zutaten und wichtigen inneren Erkenntnissen über den Tag verteilt. Dazwischen probiert sich Nina als digitale Nomadin aus, arbeitet ein, zwei Stündchen und merkt dabei, wie viel inspirierter sie in dieser Umgebung ist und wie gut sie sich hier fokussieren kann. Wir genießen die Freiheit, die in diesen Tagen liegt. Eine Freiheit, die auch anstrengend sein kann, wenn man wenig Struktur hat. Aber all das gehört auch dazu. Wo könnten wir uns besser mit uns auseinandersetzen als inmitten von Dschungel, Reisfeldern und Tempeln? Die Umgebung Ubuds ist fantastisch. Mit unserem Roller sind wir ab und an unterwegs. Unglaublich grün, satt und fruchtbar, ländlich fast beschaulich übt hier draußen diese Gegend eine magische Anziehungskraft auf uns aus. Eine Woche sind wir nun schon da. Die touristischen Hot-Spots sind noch nichts für uns. Wir warten auf den inneren Impuls, wieder losziehen zu wollen. Er wird sicher kommen. Und dann heißt es wieder: Wahrnehmen und entdecken. Mit Leib und Seele.

Unsere Zuflucht in Ubud.

Unser Wohnzimmer.

Mounir beim Schreiben.

Nina beim Schreiben.

Reisfelder gibt es genug.

Spaziergang rund um Ubud.

Reise kommt von Reis, oder?

Nina.

Mounir.

Nina und Mounir.

Tempel in Sicht.

Nina im Rolleroutfit.
Großartig!
Krass schoene Bilder!!!!! Bussi Brudi
Man kann sich einfach nicht satt sehen, wenn man all das Grün sieht…. Bussi zurück
vespa rules!
Und wie! Aber wie langsam und ängstlich ich auf dem schmalen Pfad entlang fahre sieht man zum Glück nicht…
etwas von den schönen Seelenportionen, die ihr euch gerade dort bereitet , kommt im Text so sanft-warm rüber. Deswegen lese ich so gerne die Berichte, weil ich dann auch mit fühle, ohne den Umstand mit dem Rucksack haben zu müssen ( altersbequeme Aussage!!)
Betreff Diskussion mit euren inneren Stimmen : keiner muss müssen, alle können dürfen !
liebe Umarmungsgrüße
Ingelore