Eine Stunde bevor unser indisches 30-Tage-Visum abläuft hebt der Air-Asia-Flieger vom Flughafen in Bangalore ab. Es ist Zeit für einen neuen Reiseabschnitt. Das Abschiedgeschenk aus Indien hätte schöner sein können… von nun an mit auf unserem Trip: ein verflixter Magen-Darm-Virus, der uns einige Zeit beschäftigen wird.

In vier Stunden düsen wir also auf die andere Seite des Golfs von Bengalen. Malaysia heißt das Ziel, wo wir in Kuala Lumpur für fast drei Tage Zwischenstation machen werden. Es ist 6 Uhr morgens, als wir landen. Wir haben kein Auge zugetan, die Sitze bei Air Asia gaben das nicht her. Glücklicherweise machen wenigstens die Mägen kurzfristig keinen Stress. Müde sind wir trotzdem, als wir uns auf den Weg zu unserem Airbnb-Appartment in die Stadt machen. Als wir mit dem Flughafen-Express in die City fahren staunen wir. Stahl und Natur, Moderne und Tradition, Geschäftigkeit und Ruhe. KL, wie die Stadt überall genannt wird, wirkt gegenüber der Neun-Millionen-City Bangalore fast schon beschaulich an diesem Morgen. Eine andere Welt begrüßt uns in Malaysia und wir wissen noch nicht so richtig, ob das gut oder schlecht ist.

Unser Appartment liegt im 18.Stock eines Hochhauses der Innenstadt. Kosten: 25 Dollar pro Nacht. Kann man nicht meckern. Unsere zwei Nachbarn in der Wohnung sind zum einen ein südkoreanisches Paar und ein Argentinier. Während uns die Asiaten zu jeder Tageszeit zu leckeren südkoreanischen Spezialitäten (wohl mitgebracht) einladen, die wir magentechnisch dankend ablehnen, ist der Gaucho nicht ganz so gut drauf. Vielleicht ja auch, weil ich ihn gleich bei der Begrüßung an das verlorene WM-Finale in Rio 2014 erinnerte.

Nach einem vierstündigen Schlaf geht es zum Frühstück, das eher mau ausfällt. Der Magen lässt grüßen. Die Straßen und Bürgersteige sind wie geleckt und im Café treffen sich malayische Hipster genauso wie Geschäftsmänner zum Business-Lunch. Überall liegen dicke Smartphones auf dem Tisch, Lap-tops ziehen die Aufmerksamkeit der allermeisten Gäste auf sich. Eine so andere Welt als zuvor in Indien. Die Stadt ist busy und kosmopolit dazu. Sie wirkt nicht nur unglaublich international, sie ist es. Chinesen (die Mehrheit in KL), Araber, Malaien, Inder, Sri Lanker, Indonesier und Europäer leben hier. Abwechselnd sieht man buddhistische und hinduistische Tempel, Moscheen und Kirchen. Jeder hat scheinbar seinen Platz in der Metropole, die „nur“ zwei Millionen Einwohner hat. Und mindestens die Hälfte davon scheinen in den unzähligen Wolkenkratzern arbeiten, die in der Innenstadt Seite an Seite stehen.

Der Chef im Ring: na klar, die Petronas-Towers. Vielleicht traurig, dass ein Bürohochhaus zum Wahrzeichen einer Stadt wird, könnte man meinen, doch zu Kuala Lumpur passt im Jahre 2016 nichts anderes. Die 452 Meter hohen Zwillingstürme (das siebthöchste freistehende Gebäude der Welt) sind wirklich beeindruckend. Die einstige verschlafene Kleinstadt im malayischen Dschungel hat sich zu einer faszinierenden Metropole gemausert, der allerdings auf den ersten Blick ein wenig das typisch asiatische Flair wie in Bangkok oder Saigon fehlt. Vielleicht sind wir aber auch zu kurz da. Wenigstens in Chinatown oder auf der bekannten Food Street Jalan Alor wuselt es so wie wir es mögen. Unglaublich, aber selbst die in Asien obligatorischen Auto- und Fahrradrikschas sind in dieser Stadt verboten. Vielleicht ist es das, was uns irritiert: Es geht sehr westlich zu, alles ist geordnet und clean. Kein echter Vorwurf, dafür ist der Weg Malaysias zu beschwerlich gewesen. Das Land, die Stadt, die Menschen, sie haben viel geleistet, um wirtschaftlich dort hinzukommen, wo sie jetzt stehen. KL hat seinen ganz eigenen Charme und das hat auch damit zu tun, was die Stadtplaner so alles getan haben, um das Leben rund um die Hochhäuser attraktiv zu gestalten.

Allein der Innenstadtbereich um die Petronas-Towers. Abgesehen von der international angesehenen Philharmonie im Erdgeschoss der Zwillingstürme, der daran anschließenden riesigen Shopping-Mall ist da dieser Park. Darin zu finden: ein kleiner See, ein frei zugängliches Schwimmbad für Kinder, eine Joggingstrecke, Spielpätze und derart viel riesige Bäume, dass man sich zwischenzeitlich im Dschungel wähnt. Erstaunlich ist auch ein oberirdisch angelegter Fußweg, der 1,5 Kilometer durch die City führt. Kein Fußgänger, der oben die Straßen überquert, muss mehr die Abgase einatmen, der Weg ist klimatisiert und führt von einer Mall zur nächsten. Vielleicht auch, damit der fleißige Konsument ja nicht ins Schwitzen kommt. Welcome to the future.
Es ist wirklich ein Sprung in eine andere Welt, wenn man gerade in Bangalore zu Fuß auf den Straßen unterwegs war, wo es weltweit die meisten Motorrädern gibt und dementsprechend die Luft riecht.

Schade ist, dass wir von den vielen Leckereien der Stadt kaum was naschen können. Zwar versuchen wir es einmal, da die Gerüche einfach zu lecker sind, aber die Strafe folgt auf den Fuß in Gestalt von heftigen Magengrummeln. So beschließen wir in unserem Appartment zu kochen. Es gibt: Kartoffelpüree. Und so sitzen wir am zweiten Abend im 18. Stock eines Hochhauses in Malaysia, essen aus tiefen Schüsseln und freuen uns wie kleine Kinder über unser Festmahl.

Die Hitze am nächsten Tag setzt uns zu. Es sind 32 Grad, gefühlte 100 Prozent Luftfeuchtigkeit und die Sonne brennt. Vielleicht auch, weil wir um die Mitagszeit unterwegs sind. Wir wollen uns die älteste Moschee Malaysias und das chinesische Viertel anschauen, doch nach nur einer Stunde geben wir auf. Danach suchen wir Aircon-lechzend eine der gefühlt 1000 Malls auf und erholen uns bei angenehmen 22 Grad und Chai. Wir sehnen uns nach Regen, der dank Regenzeit, wie an den beiden ersten Tagen, pünktlich um 15 Uhr einsetzt. Ein echtes Spektakel. Gut, wenn man den von drinnen beobachten kann. Um 20.30 Uhr sind wir dann am Abend wieder am Flughafen -weiter gehts nach: BALI.

Hier unsere Bildergalerie aus KL:

Nina im Airport-Express.

Nina im Airport-Express.

Unser Appartememthaus.

Unser Appartememthaus.

Baustellen,Baustellen, Baustellen...

Baustellen,Baustellen,
Baustellen…

Leckerer Café in KL.

Leckerer Café in KL.

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Achtung: oberirdische Passage für Fußgänger.

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Ein Wald in der Stadt.

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Alles auf einen Blick: Vorne das Sultan Abdul Samad-Building, im Hintergrund Petronas-Towers und Fernsehturm.

Die Masjid Jamek Moschee: keine Moschee in Malaysia ist älter.

Die Masjid Jamek Moschee: kein moslemisches Gebetshaus in Malaysia ist älter.

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Baden in der City für die Kleinen.

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Vorne: Reisender, hinten: Skyline mit See.

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Food Street in Kuala Lumpur.

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Er erklärte uns seine Speisen, leider verstanden wir ihn nicht.

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Viel Fleisch, wenig Appetit. Vitrine in der chinesischen Food Street.

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Schöne Frau mit Regenschirm.

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Spieße gefällig?

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Skyline im Regen.

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