Irgendwie wird das schon mit der Zwischenvermietung der Wohnung laufen, so dachten wir. Das Exposé für die Vier-Zimmer-Butze war schnell gemacht. Es war ja noch Januar, da hatte man noch reichlich Zeit, sich ausgiebig Mühe für solche To-dos zu machen. Anschließend wurde es schon mühsamer. Ich telefonierte mit ungefähr 30 großen Firmen in München, um die Wohnung an den Relocation-Service der meist international tätigen Unternehmen zu geben. Manchmal schaffte ich es auch nur bis zum digitalen schwarzen Brett. Aber immerhin. Am Ende hatte ich etwa 25 E-Mail-Adressen und wir waren zuversichtlich, dass sich in den nächsten Monaten schon was ergeben würde. Von wegen. In meinem E-Mail-Postfach verfingen sich Mails von mir unbekannten Katarinas und Georgias, die mich allesamt „lieben und heiraten“ wollten, doch was die Betreffzeile „Wohnung“ anging, kam gar nichts zurück.
Im Mai wurde dann Stufe zwei gezündet, indem wir die propere Anzeige auf Immoscout stellten. Gut, Andrang ist was anderes, doch immerhin wollten zwei Studentengruppen à 5 Leute die Wohnung haben. Doch die Aussicht, schwedischen oder südkoreanischen WGs die Wohnung für sieben Monate zu überlassen, begeisterte uns weniger. Wir merkten: So cool sind wir dann doch nicht und auch unsere Vermieter hätten das wohl wenig spannend gefunden. Also warteten wir. Und warteten. Mittlerweile war schon Mitte Juli. Noch sechs Wochen.
Und plötzlich rief Zelin an. Chinese, Informatiker, bei Google angestellt. Nett, höflich und verbindlich. Volltreffer. Wir luden ihn ein. Er wollte mit seinem Arbeitskollegen einziehen. Jack, sein Name. Doch Jack war noch im Silikon Valley. Kein Problem. Zelin öffnete seinen MacBook und holte Jack per Skype dazu. „Hallo Jack“, sagten wir, und er fragte artig: „Hello, how are you?“ Danach stellten wir uns alle gegenseitig vor und nach wenigen Minuten war klar: win-win für beide Seiten. Wir, weil wir Miete und zuverlässige Zwischenvermieter bekamen, Jack und Zelin, weil sie eine recht günstige, möblierte Wohnung bekamen und dazu angenehme Vermieter, nämlich uns…
Zwei Tage später unterzeichneten wir den Mietvertrag und wir alle hatten ein gutes Gefühl dabei. Zelin war überrascht wie neugierig und offen wir sind. Wir fanden das ganz normal. Ist es wohl anscheinend nicht. Auch nicht, dass man zwei Fremden seine Wohnung komplett möbliert überlässt. Die Wertschätzung, die wir Zelin entgegenbrachten, war er jedenfalls nicht gewohnt, was wir unglaublich bedauerten.
Wir konnten uns keine besseren Mieter wünschen. In dem Moment, wo wir in die Welt hinausgehen werden, kommt die Welt in Gestalt der beiden Chinesen zu uns nach Hause. Ein schönes Gefühl, dass alles sich so verbindet. Befürchtungen haben wir keine. Was soll auch schon passieren? Letztlich geht es um eine Wohnung, Möbelstücke, Gegenstände. Alles ist austauschbar, ersetzbar. Im Leben kann man nicht immer alles garantieren, hundertprozentige Sicherheit haben. Man kann aber ein gutes Bauchgefühl haben und das ist für uns das Wichtigste.
Gut so und good luck mit den beiden aus Cina und auch aus dem Silikon Valley!
LG Brigitte