Irgendwann müssen wir ja mal wieder ankommen in der Realität. Aber, dass wir diese Erfahrung schon vor unserer Rückkehr nach Deutschland machen, damit haben wir nicht gerechnet. Also gut. Es ist natürlich schwer, nach fast 2 Wochen auf dieser wunderbaren Insel Hawaii den nächsten Schritt zu tun. Da hätte es jedes neue Ziel schwer gehabt.
Wir landen in San Francisco um 22 Uhr am Abend bei 8 Grad Celsius. Na ja gut. Zusammen mit Mounir hatte ich mir ja extra noch einen Hoodie auf Hawaii besorgt. Wir sind gespannt auf unsere Airbnb-Unterkunft in der City und nehmen die U-Bahn (heißt in San Fran „Bart“) bis zum Mission District. Beim Aussteigen kurz vor Mitternacht sind wir fast die Einzigen in den langen Untergrundgängen. Seltsame Gestalten um uns herum. Uns ist mulmig. Spätestens im Korridor mit den durch Jacken abgehängten Videokameras und drei Jugendlichen, die in Einkaufswagen sitzen und uns angrinsen, spüren wir auch Angst. Bloß schnell weg hier. Aber oben auf der Straße wird es nicht wirklich besser. Betrunkene torkeln uns entgegen, Obdachlose überall, die manchmal einfach nur daliegen, manchmal die Bibel zitieren oder einfach nur wirres Zeug reden. Und wir mit unserem kompletten Wertsachen auf der Suche nach unserer Unterkunft. Willkommen in San Francisco…
Es ist komisch. Über die Sicherheit haben wir uns bei dieser Station mal keine Gedanken gemacht. Wer hätte das gedacht, vier Monate unterwegs und dann haben wir ausgerechnet in den USA, dem uns so vertrauten Westen, Angst. Dafür werden wir von unserem Airbnb-Host Yasir dann umso herzlicher empfangen. Ein Sudanese, der als politischer Flüchtling in den USA bleiben durfte, studierte und ein erfolgreicher Geschäftsmann wurde. Yasir gibt uns die Wärme, die uns draußen gefehlt hat.
Am nächsten Morgen sieht dann aber gleich alles anders aus. Mit einem leckeren Kaffee und ein bisschen Sonnenschein können wir mit dem fiesen Wind und den kühlen Temperaturen einigermaßen leben. Auch, wenn die Anzahl an wirr gewordenen Menschen hier uns tatsächlich überrascht. Der Kapitalismus hat eben seine Opfer und die sind in San Francisco deutlicher wahrzunehmen als anderswo. Aber SF ist ja wirklich eine wunderbare Stadt, direkt am Meer mit seiner einzigartigen Lage und den kleinen Hügeln.
An diesem Tag gibt es für uns das echte Touri-Programm, denn es sind nur drei Tage für unseren Aufenthalt eingeplant: Cable Car, Golden Gate Bridge, Alcatraz-Gefängnis. Wir klappern bei kühlen Temperaturen alles ab.
Zum krönenden Abschluss steht am letzten Tag noch die Besichtigung des Airbnb-Headquarters an. Bei unserer Ayurveda-Kur in Indien hatten wir Amelia kennengelernt, die von der ersten Stunde an dieses tolle Start-Up mit hochgezogen hat. Wir treffen sie um neun Uhr morgens, da ausgerechnet an diesem Tag Airbnb zum Gesamttreffen geladen hat und sich etwa 3000 Mitarbeiter in der Zentrale aufhalten. Amelia nimmt sich dennoch Zeit. Wir staunen über Einrichtung und Energy. Wohnwagen, Bälleraum, Separees und Sitzkissenlandschaften dienen als Meeting- und Arbeitsräume, alle dürfen Hunde und Katzen mitbringen, das Essen ist den ganzen Tag frei und kostenlos und die Menschen gehen eher wie Freunde als wie Kollegen um.
Auch einen der Gründer sehen wir, er fläzt sich in dem Moment auf einem riesigen Kissen mit einem Laptop auf den Knien. So nah kommt man dem Chef nur selten in anderen Unternehmen. Aber das gehört hier zum Spirit. Was mache die Amis nur anders? Youtube, Uber, Twitter kommen aus SF, Ebay sitzt in San Jose, Google und Facebook sind um die Ecke in Silicon Valley beheimatet. Fortschritt made in USA. Egal, wie man den so findet, spannend ist es allemal.
Kein einziges Mal auf unserer Reise stand vorher fest, wie lange wir wirklich bleiben. In San Francisco ist es anders. Schließlich wollen wir meinen alten Studienfreund Jochen mit seiner Familie in San Jose noch besuchen und Sylvia, die mit Ihrer Familie inzwischen in Vista bei San Diego wohnt. Und so haben wir zum ersten Mal „Termine“. Also, wann wir beim wem eintreffen und so. Schließlich haben die beiden ja ganz normalen Arbeitsalltag und Family-Action. Leider haben wir wirklich Pech mit dem Wetter bis zum letzten Tag: entgegen aller sonstiger Gepflogenheiten erleben wir täglich Sturm und Regen. Und das begleitete uns leider auch während unserer Tour mit dem Auto auf dem atemberaubenden Highway No1 an der Küste entlang.
Die Wiedersehen mit Jochen & Sylvia sind wunderbar. Jochen lebt schon seit über 15 Jahren in Kalifornien und hat sich in der SF Bay ein schönes Zuhause geschaffen. Die ganze Family fühlt sich pudelwohl und genießt vor allem das milde Klima und den Sonnenschein, den es dort (fast 😉 ) immer gibt. Sie haben liebevoll für uns eingeheizt, damit wir nicht frieren und es gibt viel zu erzählen nach so langer Zeit.
Auch Sylvia, die übrigens auch und schon lange als Coach selbständig ist, lebt glücklich mit ihren Lieben und hat sich den Traum von einem schönen Anwesen auf dem Land erfüllt. Toll, dass ich sogar an ihrem „Women & Goals“ Workshop in San Diego teilnehmen darf – viele meiner Ideen und Gedanken der letzten Monate haben dadurch einen Fokus bekommen und mir die Zielsetzung für 2017 leicht gemacht.
Großartig mit welcher Power Sylvia Frauen darin unterstützt, erfolgreich ihren Weg zu gehen. Danke, dass ihr uns so herzlich aufgenommen habt!
Von San Diego geht es dann über Houston direkt in die Hitze von Nicaragua. Den ersten Schweißtropfen in der Nacht am Flughafen in Managua haben wir fast tanzend begrüßt 😉 und haben nach Pedro Ausschau gehalten… aber dazu mehr im nächsten Bericht.
welch ein Wetterpech für Frisco! War bei uns „damals“ Flowerpower City! Wenigstens Yasir zum Empfang ist doch aktuell in Trumpcountry ein kleiner Trost gewesen !?
Na wo seid ihr jetzt gerade ihr zwei Lieben? Egal wo – aber sehr gut im Sein, wie wir denken wünschen hoffen … ❤??? Liebe Grüße A+B