Roger hat alles im Griff. So scheint es jedenfalls. Rund um den berüchtigten Owino-Market in Kampala-Centre, der mit täglich 300 000 Besuchern zu den beeindruckendsten Märkten Afrikas zählt, geht nichts mehr. Es ist 14 Uhr. Das Taxi bewegt sich seit Minuten nicht mehr. Fußgänger, Radfahrer, Motorräder, Sammeltaxis, LKW, Rikschas, Schubkarren – es ist das absolute Chaos.

Stau in Kampala.

Stau in Kampala.

Wir sind gerade erst in der ugandischen Hauptstadt angekommen und haben genau das gemacht, was jeder Reiseführer dringendst verbietet: Nach Ankunft in einer fremden Stadt und schon gar nicht in Ostafrika, zu einem Mann ins Auto steigen, der sagt, er habe ein Taxi. Nun gut, nach acht Stunden Busfahrt waren wir eben ein wenig praktisch. Der Lohn sind erste Minuten im Taxi, die gespeist sind von Kopfkinosequenzen, in denen die Türen verschlossen werden und wir zu einem Warlord in einem entlegenen Außenbezirk Kampalas gebracht werden.

Der Blick auf Kampala.

Der Blick auf Kampala.

Das passiert natürlich nicht. Roger ist gesprächig, nett und kennt Kampala wie seine Westentasche, wie wir feststellen. Über eine Tankstelle flieht Roger mit seinem Ford Galaxy aus dem Stau und findet nach einigen Minuten überraschenderweise flüssigen Verkehr auf dem Weg nach Muyenga, ein Viertel im Süden Kampalas, wo unsere Unterkunft liegt.

Muyenga, ein Viertel im Grünen.

Muyenga, ein Viertel im Grünen.

Roger hat zwei Kinder, beides Töchter, die er alleine großzieht. Seine Frau ist mit einem Europäer nach Dubai gegangen, wie er erzählt. Eine neue Frau kommt Roger nicht mehr ins Haus, wenigstens keine aus Uganda, sagt er. „Sie wollen nur Geld. Du könntest Hunderte haben als Muzungu (weißer Mann).“ Roger ist frustriert, verständlich. Doch auch wenn es anscheindend Frauen in Kampala gibt, die auf den weißen Mann aus sein sollen, viele andere sind es sicher nicht. Mit Roger eine Grundsatzdiskussion darüber zu führen, wäre allerdings wenig erfolgsversprechend und so lassen wir ihn weiterreden. Denn Roger ist in Plauderlaune, wie wir merken. Er erzählt weiter und kurzzeitig haben wir ein schlechtes Gewissen, dass wir ihm zuvor all die ziemlich schlimmen Sachen zugetraut haben.

Transport à la Afrika.

Transport à la Afrika.

Überraschend schwarzer Humor

Roger hat es nicht leicht als alleinerziehender Vater. Er fährt deshalb nicht nur Taxi. Er hat zwei Jobs, um sich über Wasser zu halten, ist am Nachmittag auch eine Art Immobilienverkäufer. Plötzlich deutet Roger auf den Wagen neben uns. „Siehst du die Leute?“ Ich nicke. „Das sind Sudanesen aus dem Süden.“ Aha, denke ich, da sagt Roger: „Schau mal, wie schwarz die sind“ und fängt im nächsten Moment an laut loszulachen. „Die sind wirklich so schwarz, hihihi.“ Roger kriegt sich nicht mehr ein und ich frage mich, ob ich ihn gerade richtig verstanden habe. Aber tatsächlich: Ein tiefschwarzer Ugander lacht tiefschwarze Sudanesen wegen deren Hautfarbe aus. Der Witz hat was Komisches. Schwarzer Humor? Das Lachen fällt mir trotzdem irgendwie schwer. Gut, dass Roger viel besser Taxi fahren kann als Witze erzählen. Sicher und schnell kommen wir 15 Minuten später an unserem Guesthouse an. Roger gibt mir seine Nummer. Man weiß ja nie. In Kampala sind gute Taxifahrer gefragt.

Straßenszene mit Nina  in Ugandas Hauptstadt.

Straßenszene mit Nina in Ugandas Hauptstadt.

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