Ob jung oder alt, arm oder reich – wir möchten wissen, was für die Menschen Sinn macht im Leben. Was vereint oder unterscheidet sie – egal, wer sie sind oder wo sie leben?

Was macht sie glücklich? Wovor haben sie Angst? Was bedeutet Erfolg für sie? Was halten sie von der Liebe? Wie denken sie über Familie? Wovon träumen sie?

 

Rodin, 34 Jahre, Professional Driver Guide, 8 Geschwister, lebt in Arusha, Tansania, über…

… Familie.

Familie ist das Wichtigste für einen Afrikaner. Wir verbringen sehr viel Zeit zusammen. Wenn du ein Problem hast, dann ist deine Familie für dich da. Du kannst dich immer auf sie verlassen. Sie versuchen dir zu helfen, wollen zusammen mit dir einen Weg oder eine Lösung zu finden, was auch immer du hast.

Wir tauschen uns viel aus in unserer Familie, helfen einander, sind füreinander da. Du kannst eben „du“ sein in deiner Familie, mit all den Eigenheiten, die du hast, egal ob sie gut sind oder schlecht. Ich werde geliebt und respektiert, auch wenn wir mal Probleme miteinander haben, gerade zwischen den vielen Geschwistern, wir provozieren uns, streiten manchmal, aber im Endeffekt halten wir immer zusammen. Und wenn einer von uns ein ernstes Problem hat, dann sind alle da für ihn.

Und dann gibt es da noch meine eigene kleine Familie, meine Frau und meine kleine Tochter, sie ist gerade 3 Monate alt. Durch meinen Job bin ich ja leider oft weit weg von Zuhause, aber meine Frau kann wirklich gut damit umgehen. Wir sind jeden Tag in Kontakt. Meine Frau ist stark und sie kann irgendwie alles. Ich liebe sie sehr.

In Afrika ziehst du erst zuhause aus, wenn du heiratest. Und wenn es dann ein Problem oder ein Missverständnis gibt, dass ich und meine Frau nicht miteinander lösen können, dann gehen wir damit zu meinen oder ihren Eltern. Gemeinsam finden wir dann eine Lösung. Das ist hier ganz normal.

… Angst.

Angst ist mein Feind, ist es nicht der Feind von allen Menschen? Jeder hat manchmal Angst, aber du musst eben daran arbeiten, dass sie dich nicht ganz bekommt und dann total lähmt.

Angst kommt, wenn ich unsicher bin, wenn ich zum Beispiel fürchte nicht gut zu performen. Als ich meinen Bachelor in Tourismus-Management gemacht habe, da hatte ich Angst es nicht zu schaffen. Ich hatte kein Geld mehr und befürchtete, ich könne deswegen mein Studium nicht abschließen. 3 Jahre Studium sind eine lange Zeit, das war für mich wie eine Abenteuerreise das alles zu finanzieren. Ich habe meinen eigenen Weg gefunden. Später dann als mich meine Frau gefragt hat, ob ich ihr auch das Studium bezahlen kann, da hatte ich dann wieder Angst, dass ich es nicht hinbekomme. Es kostet hier 5000 Dollar für 2 Jahre – das ist für uns wirklich enorm viel Geld.

Wenn ich Angst habe oder unsicher bin, dann ist meine Frau für mich da. Sie gibt mir Sicherheit, berät mich gut und schaut mit Liebe auf mich. Sie ist wirklich wie meine andere Seite, macht mich selbstsicher und spielt eine große Rolle in meinem Leben. Sie ist so wie sie ist – sie ist echt toll.

Auf dem Kilimandscharo hatte ich komischerweise nie Angst, in den ganzen Jahren, als ich Gruppen da raufbegleitet habe, nicht. Aber ohne Geld dazustehen, das ist meine schlimmste Angst.

In Zukunft wünsche ich mir einen guten festen Job, mit dem ich genug Geld verdiene, um meine Familie dauerhaft zu ernähren.

…Liebe.

Liebe ist für mich alles. Ich liebe meine Familie, meine Mutter, mein Vater, meine Frau, mein Baby. In einer bestimmten Weise liebe ich sogar jeden. Das klingt vielleicht komisch. Aber wenn ich an jemanden vorbeikomme, dem es schlecht geht und ich bin gerade in der Lage ihm zu helfen, dann fühle ich Liebe.

Das ist es, worum es bei der Liebe geht: Dass du dich berührt fühlst von dem, was um dich herum vorgeht, dass dich die Dinge etwas angehen, dass dir die Menschen nicht egal sind. Dass du ihnen mit Liebe begegnest. Liebe bedeutet nicht nur gut auf deine Familie zu achten, sondern Liebe ist, auf Menschen zu achten, um dich herum, speziell auf die, die wirklich Hilfe brauchen.

Und in dem Moment, wo ich handele und Menschen in ihrer Not helfe, da fühle ich wirklich Liebe. In diesem Moment liebe ich die Person und tue das gerne, was ich tue. Liebe ist für mich füreinander da sein. Wenn ich Liebe in mir spüre, dann kann ich mit dieser Haltung auch erkennen, wenn jemand diese Liebe braucht. Liebe ist für mich eben mehr als Liebe zwischen Paaren oder Liebe in der Familie. Liebe ist Mitfühlen, wenn jemand ein Problem hat oder leidet. Ich definiere Liebe so, dass ich fähig bin, Gefühle zu haben, für mich und für andere. Liebe ist, den anderen zu bemerken, zu fühlen und zu akzeptieren wie er ist.

… Erfolg.

Erfolg heißt für mich, dass ich mein Leben unterhalten, meinen Alltag finanzieren kann und zwar durch ein oder zwei legale Jobs, bei denen ich ganz normal Geld verdiene und Steuern zahle. Erfolg heißt für mich auch: gesund zu sein und genügend Aufträge zu haben.

Wenn ich älter bin, werde ich hoffentlich immer noch derjenige sein, der ich jetzt bin. Ich wünsche, dass ich dann mehr Zeit für mich und meine Familie habe. Ich hoffe, dass ich dann nicht mehr so viel unterwegs bin. Das ist das Wichtigste.

…Glück.

Ich bin im Moment glücklich. In meinen Augen bedeutet Glück, nicht von etwas bedrängt zu sein, keine Probleme zu haben. Also abgesehen vom normalen Auf und Ab im Leben, bin ich ganz einfach zufrieden. Ich fühle mich glücklich, wenn Frieden in meinem Kopf ist, wenn ich entspannt bin, keinen Ärger habe und nichts mein Denken stört. Wenn ich einfach sein darf, dann bin ich glücklich.

Ich finde Zufriedenheit und Glück – das gehört zusammen. Ich brauche nicht viel um glücklich zu sein, letztendlich habe ich ja alles, ich bin gesund, habe eine Familie die ich liebe und kann sie im Moment ernähren.

…Träume

Ich wünschte, ich könnte jetzt schon sagen, dass ich mal ein sehr erfolgreicher Mann sein werde in der Tourismus Branche. Schließlich habe ich eine gute Ausbildung, viel Erfahrung und vielleicht kann eines Tages der Traum von einem festen Job mit regelmäßigen Arbeitszeiten wahr werden.

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